John Scalzi

Krieg der Klone. Die Trilogie

John Scalzi. Krieg der Klone. Die Trilogie. Wer Space-Operas mag, kommt um den US-Amerikaner John Scalzi, einem der sprachgewandtesten und kreativsten Science-Fiction-Autoren, der sich noch dazu durch einen tiefgründigen Humor auszeichnet, nicht herum. Viele Jahrzehnte war für mich die von Asimov beschriebene Foundation das Maß aller Dinge. Scalzi hat mir ein völlig neuartiges Universum geöffnet, in dem die Menschheit nur eine Nebenrolle unter Tausenden von Völkern einnimmt, die die Galaxis bevölkern. Dabei kristallisiert sich immer wieder die Frage heraus, was den Menschen ausmacht.

 

Die erste Begegnung mit Scalzi erfolgte zufällig. Susanne hatte bei der Suche nach interessanter Science-Fiction-Lektüre für mich Agent der Sterne mitgebracht. Scalzi erzählt darin die Geschichte von Kraken-ähnlichen, unappetitlichen, stinkenden Aliens, die auf der Erde Kontakt mit den Menschen aufnehmen wollen und – sehr zu Recht – befürchten, dass ihr Äußeres ihnen das „Geschäft“ mit den Menschen verhageln könnte. Als Mittelsmann wählen sie den Hollywood-Agenten Thomas Stein. Da uns das PR-Geschäft nicht gänzlich fremd ist, fanden wir allein schon den Plot witzig. Die Neugierde war geweckt. Und Scalzi schrieb sich in mein Herz.

 

In seinem Erfolgsbuch Krieg der Klone aus dem Jahr 2005 – der amerikanische Titel Old Man‘s War passt inhaltlich sehr viel besser – fliegt John Perry an seinem 75. Geburtstag ins Weltall, um seinen Dienst in der Kolonialen Volksarmee (KVA) anzutreten, die die Menschheit vor den angeblich bösen, menschenfressenden Aliens beschützt. Der Dienstantritt war mehr als zehn Jahre zuvor schriftlich vereinbart. Eigentlich sollte auch Kathy, Johns verstorbene Frau, Liebe seines Lebens und Mutter ihres wohlgeratenen Sohns, ihn begleiten. Doch die hatte zuvor einen tödlichen Schlaganfall erlitten.

 

Perry ist neugierig, was die KVA mit einem bereits etwas klapprigen Senior anfangen will. Des Rätsels Lösung: Die KVA hat Perry gleich nach der Einschreibung in das Programm geklont. Nach Ankunft bei der KVA werden seine Erinnerung und sein Bewusstsein in den Körper eines sehr sportlichen, muskelbepackten 20-jährigen John Perry übertragen. Die jungen Klone werden zudem mit einem Highthech-Computer namens Braintel im Gehirn und mit anderen Finessen, zum Beispiel dem Blutersatz Smart Blood, an die Gegebenheiten für ein Leben als Weltraumkrieger angepasst. Die Bestimmung der Klone: Sie sollen als nahezu unerschöpfliches Kanonenfutter den aggressiven Aliens den Garaus machen. Perry ist bei der KVA erfolgreich.

 

In diesem Buch und in den fünf folgenden Teilen der Krieg-der-Klone-Serie Geisterbrigaden (2006), Die letzte Kolonie (2007), Zwischen den Sternen (2008), Die letzte Einheit (2013) und Galaktische Mission (2015), wovon die ersten drei im Jahr 2016 bei Heyne als Trilogie veröffentlicht wurden, nimmt Scalzi die Leser mit auf eine faszinierende Reise ins Weltall, auf feindliche und freundliche Raumschiffe, zu Planeten, deren Bewohner durchaus nicht immer feindlich gesinnt sind; er zieht einen hinein in verlustreiche Schlachten, aus denen Perry am Ende immer als einer der Helden hervorgeht. Zudem verfolgt der Leser durch die Trilogie die hinreißende Liebesgeschichte von John und Jane, die sich als eine Wiedergeburt seiner Frau Kathy entpuppt.

 

Auch das Universum darf kein rechtsfreier Raum sein

 

Ein roter Faden, der sich durch alle seine Romane zieht: Auch das Universum darf kein rechtsfreier Raum sein. Es muss eine Ethik geben, Regeln für das Zusammenleben, die für alle gleichermaßen gelten, verlässliche politische Strukturen. In den meisten Fällen sind es eher die Menschen, die säbelrasselnd jeden neu gefundenen Planeten für sich reklamieren und die Regeln eines gedeihlichen, auf gegenseitigem Respekt beruhenden Zusammenlebens mit Füßen treten.

 

So zum Beispiel in Der wilde Planet (engl. Titel: Fuzzy Nation) aus dem Jahr 2011. Dort überwacht der freiberufliche Prospektor Jack Holloway im Auftrag des Rohstoffkonzerns Zara Corp den Abbau von Rohstoffen auf fremden Planeten. Das ist ein lukratives Geschäft, solange der Planet unbewohnt ist. Holloway stellt fest, dass auf dem rohstoffreichen Planeten geheimnisvolle, niedlich anzuschauende und dazu hochintelligente Wesen leben - die Fuzzy - , die Zara Corp am liebsten ausrotten würde. Holloway verhindert das in einem amüsanten, spannenden und juristisch ausgeklügelten Thriller.

 

Leider passiert nun das, was vielen erfolgreichen Autoren und Autorinnen passiert: Der Druck, immer neue Bestseller liefern zu müssen bzw. zu wollen, führte zuletzt zu Veröffentlichungen, die mich nicht mehr mitgerissen haben. Dazu gehört seine Trilogie Das Imperium der Ströme mit den Titeln Kollaps, Verrat und Schicksal mit ihrem oich allzu simpel feudalistischen Ansatz. Auffällig ist, dass diese Veröffentlichungen nicht im Heyne-Verlag, dem SF-Verlag schlechthin, erfolgten, sondern bei Fischer Tor.

 

John Scalzi

Krieg der Klone. Die Trilogie.

Heyne Verlag, 2016

ISBN 978-3-453-31776-5